Träume sind Schäume – Mutter Natur kann es am besten

Wer hätte es gewusst: Der Erfinder der Flüssigseife, Dr. Bronner’s, unterhält seinen Firmensitz in Neuss-Derikum. Knapp hundert Jahre nachdem Emanuel Bronner mit den Familienrezepturen im Gepäck in die USA emigrierte, steht die Firma gleichermaßen für vielseitig verwendbare Naturseifen höchster Qualität und ein fortschrittliches Geschäftskonzept, das ökologische Nachhaltigkeit, Fair Trade und Gemeinnützigkeit miteinander vereint wie nur wenige.

Wer hätte es gewusst: Der Erfinder der Flüssigseife, Dr. Bronner’s, unterhält seinen Firmensitz in Neuss-Derikum. Knapp hundert Jahre nachdem Emanuel Bronner mit den Familienrezepturen im Gepäck in die USA emigrierte, steht die Firma gleichermaßen für vielseitig verwendbare Naturseifen höchster Qualität und ein fortschrittliches Geschäftskonzept, das ökologische Nachhaltigkeit, Fair Trade und Gemeinnützigkeit miteinander vereint wie nur wenige.

in paar Tropfen genügen, schauen und riechen Sie selbst“, meint Axel Rungweber und reicht einen kleinen Flacon über den Schreibtisch, kaum größer als ein Reiseshampoo aus der Drogerie- Wühlkiste. Und das soll ausreichen für mehr als einen Monat im täglichen Gebrauch? Doch der intensive Pfefferminz- Duft aus der Flasche verrät hoch konzentrierte Aromen und beim Selbsttest im Waschbecken reichen tatsächlich fünf Tropfen um mit der gängigen Meinung aufzuräumen, dass Stückseife ergiebiger ist als flüssige. „Sie können Sie auch probieren“, legt der Europa-Geschäftsführer von Dr. Bronner’s nach, erntet von seinem Gegenüber einen ungläubigen Blick und mimt kurz darauf den Vorkoster. „Während unseres Surf-Urlaubs in Indonesien haben wir uns ständig die Zähne mit der Pfefferminz-Seife geputzt – sie hat wie alle unsere Flüssigseifen eine Lebensmittelzulassung und eignet sich für Körper, Haar, Gesicht, Mund und Zähne, für Geschirr, Wäsche, Haustiere und zum Putzen.“ Überraschung gelungen.

Längst hat die Naturseife in den USA hohe Wellen geschlagen und ist heute zwischen Kalifornien und New York die meistverkaufte Naturkosmetik überhaupt. Prominente Fans wie die Hollywood-Stars Drew Barrymore und Sandra Bullock, Rapper Eminem, oder die Makeup-Ikone Bobbie Brown rühren seit Jahren kräftig die Werbetrommel. Selbstverständlich weil die Qualität stimmt. Die rundum nachhaltige Produktion und die vollständig natürlichen Inhaltsstoffe dürften aber eine ebenso große Rolle spielen: Alle Produkte kommen ohne synthetische Konservierungsstoffe, künstliche Schaumbildner, Petrochemikalien und Verdickungsmittel aus und sind vegan (bei Lippenpflege und Magic Balm kommt nachhaltiger Bienenwachs zum Einsatz). Allergiker und von Neurodermitis und empfindlicher Haut geplagte Menschen können nicht nur bedenkenlos zugreifen, sondern können sogar auf eine Linderung ihrer Symptome hoffen. Zudem kommen die Bio-Produkte ohne Tierversuche aus und sind vollständig biologisch abbaubar, die Flaschen selbst bestehen zu hundert Prozent aus recyceltem Plastik.

Dr. Bronner’s verkörpert eine neue junge Unternehmer-Generation, die sich dem Umweltschutz, Unterstützung von Naturschutz Organisationen und fairen, vom Weltmarktpreis unabhängigen Einkaufspreisen für Rohstoff-Produzenten verschrieben hat und ihre ökonomische Kompetenz gekonnt einsetzt um die Welt wortwörtlich zu verbessern. Die Gleichung aus Idealismus, hochwertigen Produkten, Köpfchen und digitalem Rechenschieber geht auf. Einerseits werden die Produkte breitenwirksam vermarktet und sind gleichermaßen in gängigen Drogerie-Ketten, Reformhäusern, Supermärkten, im Einzelhandel und im Internet erhältlich. Andererseits sichert Dr. Bronner’s heutzutage die Existenzgrundlage von weltweit etwa 10.000 Kleinbauern und deren Familien. Der Mehrwert des Unternehmens wird einerseits in Umweltschutzorganisationen investiert – Sea Shepherd wurde etwa vor zwei Jahren ein neues Schiff für die aktuelle Kampagne zugunsten der aussterbenden Schweinswale in Nord- und Ostsee gespendet. Andererseits fließt Geld in lokale Schulungen in den Anbaugebieten, um Wege zur Produktionssteigerung zu vermitteln, die ohne Monokulturen auskommt, die den Boden auslaugen und die Artenvielfalt vernichten wie etwa in den gewaltigen Ölpalmen-Plantagen, denen fast alle größeren Urwaldgebiete Asiens zum Opfer gefallen sind.

Geschäftsführer Axel Rungweber hat als zweifacher Familienvater ganz persönliche Gründe, für das Recht der nachfolgenden Generationen zu kämpfen. Sein Jura-Studium hatte der Düsseldorfer einst angetreten um als Anwalt „Gutes zu tun“, nur um dann ziemlich desillusioniert von der Realität in den USA ein Wirtschaftsstudium zu beginnen um, wie vom Schicksal gewollt, über „drei Ecken“ mit Dr. Bronner’s auf ein Unternehmen zu stoßen, in dem er mit seiner Vision von einer besseren Welt offene Türen einrannte. Das war vor mehr als acht Jahren. Der junge Manager, in dessen Derikumer Büro-Etage es ausgesprochen familiär zugeht, sprüht vor Ideen: „Wir alle kennen ja aus der Schule noch die Vegetationszonen im Regenwald, die sich nach dem Lichtbedarf der Pflanzen richten“, holt er aus um dann richtig in Fahrt zu kommen. „In der intelligenten Landwirtschaft, die den Nährstoffgehalt im Boden erhält, kommt dasselbe Konzept zum Tragen – das „Dach“ bilden etwa Kokospalmen, darunter Bananenstauden, dann Ölpalmen und ganz unten etwa Süßkartoffeln.“ Umgeben vom Regenwald, sind solche Plantagen überschaubar genug, um der Tierwelt einen komfortablen Korridor zu bieten.

Aromen und Öle, die für die aktuell vier Körperlotionen, fünf Flüssigseifen, zwei Balsams und zwei Lipbalms benötigt werden, ob nun Kokos- und Teebaumöl, Lavendel, Minze oder Zitrone – stammen aus den verschiedensten Ecken der Welt. Das Olivenöl stammt etwa gleichermaßen aus Israel und Palästina, oder von „seinen Freunden Nasser und der Familie Strauss“, wie Rungweber sagt. Ein Umstand, der Emanuel Bronner, den Vater der Marke verzücken würde. Dem aus dem Ulmer Umland stammende Unternehmer wurde die Seifenherstellung praktisch in die Wiege gelegt. 1929 emigrierte er mit den Seifen-Familienrezepten im Gepäck in die USA und protestierte gegen die Machtergreifung der Nazis indem er das „Heil“ aus seinem Nachnamen streichen ließ. Seit dem Tod seiner Eltern in den Konzentrationslagern setzte sich Bronner mit Vorträgen und der Produktlinie selbst für Völkerverständigung und den „Eine-Welt-Gedanken“ ein. Das Gründerideal besteht nun seit fast hundert Jahren fort. Axel Rungweber selbst bringt es selbst auf den Punkt: „Jeder kann tatsächlich einen Unterschied auf dieser Welt machen – jeden Tag – in jeder Minute – indem wir mit uns selbst beginnen.“