Wirtschaft

Bitcoin – Revolution oder Heiße Luft?

Das Päckchen Butter für 3,20 Euro, ein Brot für knapp 5 Euro und das Schnitzel im Lieblingsrestaurant kostet auch nicht mehr dasselbe. Die Inflation hat deutlich Einzug gehalten, nicht zuletzt durch die jüngsten politischen Ereignisse. Energie und Verbraucherpreise steigen weiterhin aufgrund verschiedener Faktoren wie Geldmengenausweitung, Krieg und Rohstoffengpässen und die Kaufkraft unseres Geldes schmilzt dahin. Sparer machen sich nun Gedanken über alternative Geldanlagen wie Immobilien, Aktien, ETFs und Kryptowährungen. Eine dieser mysteriösen digitalen Zahlungsmittel sehen wir uns in dieser Ausgabe genauer an: Bitcoin. Was sich dahinter verbirgt und wie man Bitcoins kaufen und verwalten kann und welche Risiken es gibt – wir klären auf.


Bitcoin ist eine digitale Währung, die in einem dezentralen Netzwerk existiert, das als Blockchain bezeichnet wird. Im Gegensatz zu traditionellen Währungen wird Bitcoin nicht von einer Zentralbank oder Regierung ausgegeben oder reguliert. Stattdessen wird er von einem Netzwerk von Computern verwaltet, die miteinander kommunizieren und Transaktionen validieren. Die Bitcoin-Blockchain ist eine öffentliche Datenbank, die alle Transaktionen, die jemals mit Bitcoin getätigt wurden, aufzeichnet. Jede Transaktion wird von den Computern im Netzwerk verifiziert und in einem Block gespeichert, der dann der Blockchain hinzugefügt wird. Die Verwendung der Blockchain-Technologie ermöglicht es, dass Transaktionen sicher, transparent und unveränderlich sind.

Wie kann ich Bitcoins kaufen und verwalten?

Um Bitcoin zu besitzen, benötigt man eine Bitcoin-Brieftasche (Wallet), die als digitaler Speicher für die Währung fungiert. Bitcoin kann von einer Person zur anderen übertragen werden, indem sie ihre Bitcoin-Adresse verwendet. Diese Adresse ist eine einzigartige Kombination aus Buchstaben und Zahlen, die für jede Wallet eindeutig ist. Der Kauf und Verkauf von Bitcoin kann auf speziellen Börsen (Centralised Exchanges) oder über Peer-to-Peer-Plattformen (Decentralised Exchanges) wie zum Beispiel Uniswap erfolgen. Die erworbene Währung kann auf drei Arten gespeichert werden.

1. Kauf an der Börse
Erstens kann man Bitcoins an der Börse kaufen und dort halten. Vorteile sind der Bequemlichkeitsfaktor und die Benutzerfreundlichkeit, allerdings muss man einer dritten Partei vertrauen. Zudem besteht die Gefahr, dass die Exchange gehackt wird oder wie im Fall von FTX im November 2022 offline geht und Kundengelder nicht auszahlen kann.

2. Softwarewallet
Eine zweite Verwahrmethode stellt die Softwarewallet dar. Hier speichert der Nutzer seine Walletdaten und Kryptowerte
selbstständig via App oder Web-Browser, hat somit volle Kontrolle und Verantwortung über die eigenen Schlüssel.

3. Hardwarewallet
Zu guter Letzt gibt es noch die Hardwarewallet, die aussieht wie ein herkömmlicher USB-Stick. Darauf werden die Bitcoins offline aufbewahrt und wenn man damit Transaktionen über Bluetooth bzw. USB durchführen möchte, mit einem Online-Gerät verbunden. Es besteht zusätzlicher Schutz vor Malware aus dem Internet, da die Überweisungen bereits im Offline-Modus auf dem Gerät getätigt und bestätigt wurden. Eine solche Hardwallet wird oft auch als Cold Wallet oder Offline Wallet bezeichnet.

Wie entstehen neue Bitcoins?
Bitcoins werden durch das sogenannte Mining erzeugt. Bei diesem Prozess, der der Erstellung und Hinzufügung neuer Blöcke in die Blockchain dient, muss ein alphanumerischer Code durch Ausprobierenerraten werden. Je leistungsstärker der Computer, desto schneller kann der Miner das Rätsel lösen. Derjenige, der dieses „Rennen“ für sich entscheidet, erhält 6,25 Bitcoin als Belohnung bzw. Entschädigung. Dieser „Reward“ wird alle 210.000 Blöcke halbiert, was ungefähr alle vier Jahre passiert. Das nächste dieser Halving Events findet voraussichtlich im April 2024 statt. Der Konsensmechanismus rund um das Mining wird auch Proof of Work bezeichnet. Der Begriff rührt daher, dass physische Arbeit in Form von Rechenleistung erbracht werden muss, um das Netzwerk abzusichern und den Block, der vergangene Transaktionsdaten in Höhe von 1 Megabyte beinhaltet, hinzuzufügen.

Welche Vorteile bietet Bitcoin?
Bitcoin ist auf die maximale Anzahl von 21 Millionen Stück begrenzt, wodurch er im Vergleich zu herkömmlichen Fiatwährungen nicht der Inflation unterliegt. Durch die Blockchain, einer Ausprägung der Distributed-Ledger-Technologie, wird sowohl Vertrauen als auch Dezentralisierung miteinander vereint. Transaktionsinformationen werden öffentlich bereitgestellt und Daten durch Nodes bzw. Knotenpunkte verifiziert. Zudem ist die Blockchain mittels Kryptographie unveränderbar und kann im Nachhinein nicht manipuliert werden, was sie besonders sicher vor Angriffen macht. Im Kontext der Dezentralisierung wird durch die Pseudonymität der Netzwerkteilnehmer der Datenschutz gewährleistet. Die Bitcoin-Blockchain ist besonders zuverlässig und ausfallsicher, da sie unter anderem ständig von den Peers weiterentwickelt und an die Umwelt angepasst wird. Bitcoin-Transaktionen sind sehr schnell, da sie keine Intermediäre wie Banken oder Zahlungsdienstleister erfordern. Die Gebühren sind außerdem sehr gering, was insbesondere bei weltweiten Zahlungen zum Tragen kommt.

Wer ist der Erfinder von Bitcoin?
Der ursprüngliche Gründer des Bitcoin-Projekts ist unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto bekannt. Er hat im Zuge der Finanzkrise Bitcoin erfunden. Die wahre Identität dieser Person oder der Gruppe dahinter ist bis heute ungeklärt. Es kursieren viele Theorien und Spekulationen, wer Satoshi Nakamoto sein könnte, jedoch ist keine davon bestätigt. Am 31.10.2008 veröffentlichte Nakamoto das Bitcoin-Whitepaper und schürfte zwei Monate später, am 03.01.2009, den ersten Block im Bitcoin-Netzwerk, den so genannten Genesis-Block. Bitcoin erblickte das Licht der Welt. Seitdem wird das Projekt von einer großen Anzahl an Personen und Experten weiterentwickelt und die Software verbessert, beispielweise um Skalierungsprobleme zu lösen und die Datenübertragungsgeschwindigkeit zu erhöhen.

Wie kommt der Bitcoin-Preis zustande?
Der Preis von Bitcoin wird wie der Preis eines jeden anderen Gutes auf der Welt durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Steigt das Angebot an Bitcoin auf dem Markt, sinkt der Preis und andersherum. Steigt wiederum die Nachfrage nach dem Gut, steigt der Preis. Zum Zeitpunkt dieses Artikels liegt der Bitcoin-Preis bei ca. 20.800 € bei einer Umlaufversorgung von 19.311.860 BTC, was einer Marktkapitalisierung von mehr als 402 Mrd. € entspricht. Zum Vergleich: Apple, das wertvollste Unternehmen der Welt, hat eine Marktkapitalisierung von 2,42 Billionen USD, sechsmal so viel wie Bitcoin.

Was sollte ich beim Kauf von Bitcoin beachten?
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Kryptospace im Vergleich zum Aktienmarkt ein sehr junger Anlageklassenbereich ist und dementsprechend schnelllebig und volatil erscheint. Außerdem ist er noch ein regulatorischer Wilder Westen, vor allem was den Kauf von Kryptowährungen auf Exchanges, Mining und alternative Kryptoprojekte, sogenannte Altcoins, betrifft. Bevor man sich also für den Erwerb von Bitcoins oder Altcoins entscheidet, sollte man sich umfassend über das Projekt informieren, um Scams auszuschließen und sich den Risiken sowie der Volatilität des Marktes bewusst sein. Generell sollte man bei jeder Anlageklasse nur so viel investieren, wie man auch bereit ist, verlieren zu können.

Unser Fazit:
Bitcoin und die Blockchaintechnologie sind eine relativ junge Erfindung, die in den letzten Jahren aber einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hat. Um allerdings die Massenadoption zu erreichen, bedarf es noch einiges an Entwicklung. Nichtsdestotrotz birgt Bitcoin enormes Potential, die Zukunft radikal zu verändern.

Artikel von www.top-magazin.de/bonn