Nico Jansen ist so einer. Morgens um vier Uhr aufstehen, Morgensendung um sechs moderieren, abends auflegen, als DJ auf Events oder einem Festival. In der Regel nicht alles am gleichen Tag. Doch auch das kam schon vor. Äußerlich ruhig, ist der Rheinländer im Inneren ein musikalisches Energiebündel, das vor allem eines gerne macht: sein Publikum durch starke Beats und Remixe begeistern.
Bekannt geworden ist Nico Jansen erstmalig durch Radio Bonn/Rhein-Sieg. Hier begleitet er seit fast 10 Jahren die Morningshow und moderiert die Primetime außerdem seit September 2021. Der geborene Bonner hat die klassische Journalistenschule durchlaufen: Studium der Medien- und Politikwissenschaften, Praktika in verschiedenen Rundfunk- und Fernsehanstalten, Volontariat bei Radio Bonn. Kurz darauf die Anstellung als Redakteur, Teil der Morningcrew und seitdem die Moderation. „Das ist das, was meine Eltern wohl als ‚handfesten‘ Beruf bezeichnen würden“, schmunzelt der 36-Jährige und nippt am Milchkaffee.
Doch die Liebe zum Auflegen flackert in ihm schon seit dem Abitur. Denn beim Abiball stellt sich die Frage, wer eigentlich Musik mache und so steht der Oberprimaner nicht nur hinter dem Mischpult, sondern gleichzeitig hinter dem Mikrofon und beschert seinen Mitabiturienten einen gelungenen Abend. Während des Studiums
arbeitet der sympathische junge Mann immer wieder als Diskjockey, in Clubs, auf privaten Feiern, später auch in der berühmt-berüchtigten Bonner N8schicht. Da waren Sie auch mal, oder …?
Nico Jansens Musikmix gefällt und so lernt er nach dem Studium immer mehr Leute kennen, legt bald in der Bonner Bastei auf und wird als Messe-DJ gebucht. „Durch meine DJ-Auftritte habe ich irgendwann Rico kennengelernt, der hier in Bonn die AfterJob Partys veranstaltet. Ihn habe ich immer wieder genervt, dass ich dort auflegen möchte. Bis er mich eines Tages zurückrief.“
„Was einen guten DJ ausmacht? Das Gespür fürs Publikum. Wir bereiten viel vor, aber am Ende entscheidet die Crowd. Das Publikum will überrascht werden.“
2016 kommt ein weiterer Stein ins Rollen. Der seit seiner Kindheit karnevalsbegeisterte Jeck wird Mitglied bei den Wiesse Müüs, mixt schon bald die Beats der After-Prunk-sitzungs-Party, steht radio bedingt ebenfalls auf vielen Karnevalsbühnen (Moderation bei Zügen und Sitzungen, DJ bei Bonns größten Karnevalspartys) und begeistert sein Publikum, wo er auftritt. Das erste Rie-senevent steht an, als er gefragt wird, ob er bei Bonn steht Kopp im 6000 Zuschauer fassenden Telekom Dome als DJ und Moderator arbeiten würde. „Da musste ich keine Sekunde überlegen. Aber es ist seitdem das härteste Wochenende meines Jahres. Von drei aufeinanderfolgenden Bonn-steht-Kopp-Tagen, moderiere ich an zweien und lege an einem auf.“
Stilmäßig hat er sich mittlerweile festgelegt auf zwei oder sagen wir drei Richtungen: Karneval, Club/Elektro/House und Pop. Wer vor zigtausend Feierwütigen auflegt und seinen Job gut macht, wird weiterempfohlen. So wie Nico Jansen.
„Ich erinnere mich noch an diesen einen Tag, als ich im Sender stand und moderierte. Plötzlich rief eine Frau auf meinem Handy an, die ich bis heute nicht kennengelernt habe, und fragte, ob ich als Vor-Act für Enrique Iglesias in der Lanxess Arena in Köln auftreten wolle. Das war Wahnsinn!“
Etwa zur selben Zeit ergeben sich für den aufstrebenden Moderator und Diskjockey weitere Großevents: Er wird gebucht für die Main Stage, eines der größten Elektrofestivals in NRW, das Panama-Festival, und er legt auf beim Frankfurter World Club Dome. Tausende jubeln ihm zu, tanzen zu seiner Musik, bis das Wasser aus allen Poren tritt. Doch damit nicht genug. Am 31. August, als Weltstar Robbie Williams mit zwei Jahren Verspätung endlich die Bonner Hofgartenwiese betreten darf, steht kein geringerer vor ihm auf der Bühne als DJ Nico Jansen. Völlig verrückt sei das gewesen an diesem Spätsommerabend: „Ich habe einen eigenen Stage Manager gehabt, der nur für mich da war, mir Getränke brachte, sich um die Technik kümmerte. Einhundert Leute sprangen im Backstage herum, nur mit Robbie selber habe ich kein einziges Wort gewechselt.“
Die Besucherzahlen steigen, Nicos Anspannung nicht. „Seltsamerweise bin ich umso aufgeregter, je kleiner eine Veranstaltung ist. Bei der Taufe meines Sohnes war ich nervöser die Fürbitte vorzulesen, als auf dem Panama-Festival. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich es mag, zu wissen, welcher Schlag Menschen mich erwartet. Da kann ich mich besser vorbereiten. Ich würde mich aus diesem Grund beispielsweise nicht als klassischen Club-DJ bezeichnen.“
„Das Gefühl nach dem Auftritt ist manchmal wirklich seltsam. Da stehst du vor zwölf- oder zwanzigtausend Menschen, bist aber auf der Bühne eigentlich alleine. Und wenn du dann nach Hause gehst oder ins Hotel, bist du erst recht alleine.“
„Was manchmal wirklich seltsam ist, ist das Gefühl nach dem Auftritt. Da stehst du vor zwölf- oder zwanzigtausend Menschen, bist aber auf der Bühne eigentlich alleine. Und wenn du dann nach Hause gehst oder ins Hotel, bist du erst recht alleine. Einige meiner Kollegen haben damit ein echtes Problem. Für mich ist das alles super machbar, weil ich eine Familie habe, die für mich da ist und zu der ich – sofern die Entfernung es zulässt – immer in derselben Nacht noch zurückfahre. Da fühle ich mich aufgehoben und weiß, was mir Halt gibt. Das Gefühl hat sich sehr ver-stärkt, seit ich Papa bin.“
Familie, Natur, ausgedehnte Spaziergänge mit seiner Australian-Shepherd-Hündin Amy in der Waldau sind der Ausgleich zum gut gebuchten Moderations- und DJ-Business. Viel mehr Zeit bleibt allerdings nicht. Denn wie es sich für einen guten DJ gehört, kommt bei Nico Jansen lange nicht alles aus der „Konserve“, er remixt und produziert auch eigene Songs. Das Klavierspiel, in Kinderjahren begonnen, trägt seinen Teil dazu bei. 2018 hatten die Köbesse mit Frontsänger Roger Moore ihn angefragt, einen ihrer Songs zu remixen, es folgte die Zusammenarbeit mit weiteren Karneval-Bands. Aktuell arbeitet und produziert NJ viel zusammen mit Fiasko, Druckluft und Eldorado.
Ziel für das kommende Jahr ist es, als DJ eine eigene Single rauszubringen. Auf die Frage, ob er sich für einen der Jobs entscheiden würde, zuckt der 36-Jährige mit den Schultern. „Aktuell hänge ich noch am Radio und kann mir nicht vorstellen, nur als DJ zu arbeiten.“
Was soll man sagen? Die Mischung macht’s.