Freizeit

Traumblick, Traumwetter, Traumpfade

Das Ahrtal öffnet wieder seine Pforten für Landschafts-Liebhaber, Wanderfreunde, Weinkenner und solche, die einen guten Tropfen einfach nur genießen wollen. Die Folgen der Flut sind vielerorts noch sichtbar. Aber mit der warmen Jahreszeit kommt die Hoffnung zurück.


 

Mit Beginn der Frühjahrssaison ist der Tourismus im Ahrtal zu neuem Leben erwacht. Immer mehr Gäste kommen seitdem wieder in die Region. Das ist großartig. Denn auch hier zeigt sich, was all die Hilfen und der Zusammenhalt der Menschen bewirkt haben. Wirte locken wieder in ihre Gasthäuser, Hoteliers bieten frische Betten in – zum Teil bereits – renovierten Häusern, Winzer verkaufen Wein aus neuer und alter Ernte.

Auf der Agenda des Tourismus-Verbandes steht eine Vielzahl an Wandertouren, Weinproben und Events. Waren Besuchsmöglichkeiten im Herbst und Winter noch sehr eingeschränkt, stehen jetzt die Signale auf Grün, erläutert Christian Lindner, Vorsitzender des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V., und freut sich auf die Gäste. Der Verband bietet eine Reihe neuer Führungen durch das Ahrtal an, entweder klassisch als Besichtigung oder – im neuen Format – mit dem Fokus auf den Folgen der Flut und dem Wiederaufbau. Denn Fragen erreichen die Tourismus Zentrale häufig. So möchten Besucher beispielsweise wissen, wie es denn nun weitergehe im Ahrtal, berichtet Tourismus-Referentin Meike Carll. Doch selbstverständlich werden Interessierte nicht nur mit Zahlen und Daten gefüttert, sondern auch einem – oder mehreren – Gläsern Wein. Denn der lässt sich bestens im eigenen Anbaugebiet genießen. So hatten die Verkehrsvereine aus Altenahr, Mayschoß, Rech und Dernau im April und Mai zum gemeinsamen Wandern auf dem Rotweinwanderweg eingeladen. Unter dem Motto „Wandern für den Wiederaufbau“ waren bereits alle Winzer aus der Region Mittelahr wieder am Start, der Wanderer-Zulauf konnte sich definitiv sehen lassen, berichtet Ingrid Näkel-Surges vom Verkehrsverein Dernau. Zwischen 7.000 und 8.000 Besucher seien im Schnitt pro Wochenende auf dem Wanderweg unterwegs gewesen, die Shuttlebusse gut besetzt. Am Muttertags-Wochenende spielten mehrere Musikkapellen in den Bergen.

Wie schön es dort war und immer noch ist, haben Top-Magazin-Redakteurin Hannah Sahm und Fotografin Bernadett Yehdou erlebt. Sie sind ein Stück weit mitgewandert:

 

Treffpunkt: 9.45 Uhr auf dem Parkplatz der Freiwilligen Feuerwehr in Gelsdorf. Hier startet unsere kleine Wanderung bei bereits sommerlichen Temperaturen und weißlich-verschleiertem Himmel, der Wärme und eine Schönwetterperiode verspricht. Der Shuttlebus (die Infrastruktur ist noch nicht überall wieder hergestellt) bringt uns zur ersten Station: dem Festplatz in Dernau. Direkt neben dem Fluss, der jetzt so zart und unschuldig dahinplätschert, dass man ein Hochwasser niemals erahnen würde. Die Flussufer und Häuser der ersten Reihe zeugen noch deutlich von der Nacht, die alles veränderte. Doch die Winzer im Tal haben wieder Mut gefasst.

Paul Schneider, langjähriger Mitarbeiter eines Weinguts, erzählt uns von seiner Flutbar, die er im Herbst letzten Jahres eröffnet hat und präsentiert stolz einige Unikate, also Weine, die im Fass oder der Flasche überlebt haben. Nach diesem ersten netten Gespräch geht es ein Stück nach oben, auf den Wanderweg, mitten in die mit Schieferplatten übersäten Weinberge. Die Reben zeigen erste Blätter und viele Weinbauer haben die Reben zum Herz gebunden.

Die Gruppe lautstark singender Weinfreunde, denen man ihre Liebe zum kostbaren Nass bereits um 10.30 Uhr anmerkt, können wir in den Weinbergen abhängen und so wird es immer friedlicher, je höher wir steigen. Auf unserem Weg Richtung Mayschoß haben wir uns mit Winzern und Besuchern unterhalten, sehr viel Sonne getankt und wunderschöne Pfade entdeckt.

 

Im September startet die Aktion „Wandern für den Wiederaufbau“ in die zweite Runde.

 

Sandra Kreuzberg, VDP Weingut Kreuzberg

„Wir haben das Weingut damals von meinen Schwiegereltern übernommen und betreiben das jetzt seit 28 Jahren. So was wie letztes Jahr haben wir noch nie erlebt. Aber wir haben immer gesagt, wir machen weiter und bauen auch unten wieder auf. Es geht zwar langsam, aber es geht!“

Franziska Schnitzler, Restaurant Kölner Hof:

„Wir hatten unten im Tal unser Restaurant, ein 350 Jahre altes Gebäude. Mehrere Gutachter kamen alle zum gleichen Ergebnis, dass das Haus leider abgerissen werden musste. Aber wir haben auf dem gleichen Grundstück ein Zelt für Veranstaltungen aufgebaut und die Dernauer sind sehr dankbar darüber! Es gibt wieder einen Platz zum Feiern und im letzten Jahr haben hier zum Beispiel das Winzerfest und das Dorffest stattgefunden. Ein Freund brachte uns einen Schankwagen, andere Freunde legten Strom- und Wasserleitungen. Das war klasse.“

 

 

 

Markus Bertram, Weingut Gebrüder Bertram:

„Es hat mich gewundert, aber wir hatten eigentlich nie eine depressive Phase, sondern waren immer sehr optimistisch, dass es weitergeht. Vor allem, nachdem der Weinverkauf nach der Flut wieder angelaufen ist, mit den Flutweinen zum Beispiel war schon Optimismus zu spüren und eine Aufbruchsstimmung, dass es jetzt weitergeht. Das war ein Gefühl, was nicht nur wir selber hatten, sondern auch bei den meisten Winzerkollegen gespürt haben. Es wird nicht mehr so werden, wie es war. Es wird anders werden. Das ist auf der anderen Seite auch eine Chance, da jetzt alles renoviert werden muss und wir so mit alten Strukturen brechen können. Architektonisch planen wir beispielsweise jetzt alles neu.“

 

 

Wolfgang Ringat im WeinBus der Winzergenossenschaft Mayschoß:

„Die Veranstaltung hier wird an jedem Wochenende sehr gut besucht, wir haben schönen Zulauf, darüber freuen wir uns sehr, weil wir natürlich davon profitieren und somit unser Tal wieder neu aufbauen können. Diesen Verkaufsbus haben wir neu angeschafft und wir hatten Glück, dass sehr viele Weine noch gerettet werden konnten. Wir haben dann die Flaschen gespült, damit der Kunde dann eine vernünftige Flasche bekommt. Natürlich sind bei der Flut auch viele Flaschen zerborsten und Fässer zerstört worden, aber wir haben dennoch sehr viel Glück gehabt! Ich sehe positiv in die Zukunft und würde mich freuen, wenn die von der Politik angedachten Hilfen bald auch fließen würden.“

 

 

Andrea & Thomas Richter aus Leverkusen:

„Wir sind schon öfter hier gewesen und wandern mit, weil wir das Ganze unterstützen wollen.“

„Es gibt unten eine Stimmung und oben. Unten ist es schon sehr bedrückend, weil wir die Region kennen und wissen, wie es mal war. Hier oben bekommt man davon nicht so viel mit.“

 

 

Christiane Schlich aus Koblenz & Ann-Sophie Hartmann aus Bad Neuenahr:

„Die Stimmung hier ist super, die Leute alle supernett, kommunikativ, mega Wetter, man kann sich nicht beschweren.“ „Ich komme ja aus Bad Neuenahr und bin hier viel unterwegs. Es hat sich schon sehr viel getan, aber noch nicht genug. Aber es ist wirklich schön zu sehen, dass das Ahrtal wieder aufblüht.“

 

 

 

Monika Kölsch & Uwe Scheidereiter aus Gehlert: „Uns geht es richtig gut, wir sind grade erst gestartet, bei Glas Nummer zwei angekommen und gehen noch so weit der Wein es zulässt (lacht).“

„Wir kennen die Region schon, sind aber das erste Mal auf dem Rotweinwanderweg. Und es ist wunderschön hier, schade, dass wir das erst auf diesem Wege erfahren.“

 


IMPRESSIONEN VOM WANDERWEG

 

Artikel von www.top-magazin.de/bonn