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Mike Rockenfeller im Portrait

Den Bodensee haben sich nicht nur Politiker und Showgrößen als adäquate Wohngegend auserkoren. Mittlerweile schätzen auch gestandene Motorsportler die Nähe zum See. So wie Mike Rockenfeller, der heute zu den besten Rennfahrern der Welt zählt und sich mit Siegen in Le Mans, Daytona oder dem DTM-Titel einen Namen unter den Vollgas-Akrobaten gemacht hat und in Landschlacht/CH lebt.


Mike Rockenfeller: Rennfahrer aus Passion

Mike Rockenfeller ist ein Supertalent am Lenkrad und nicht umsonst seit zehn Jahren als Werksfahrer im Motorsportkader der Ingolstädter Audi AG fest im Sattel. In den letzten Jahren startete „Rocky“ überwiegend in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft und in ausgesuchten Sportwagen-Rennen.

Dass der im Herbst geborene Bub mal ein großer Rennfahrer werden sollte, nein, daran haben seine Eltern damals noch keinen Gedanken verschwendet. Dennoch floss schon ein Quantum Benzin im Blut von Mikes Eltern: An einer Tankstelle funkte es zwischen Rockys Papa und Mama. Für die ersten automobilen Gehversuche bekam der Bub vom Vater einen uralten, aber noch fahrbereiten VW Käfer geschenkt. Mit sieben Jahren waren die Beine für die Pedalerie des Käfers noch zu kurz. Doch schon bald fuhr Mike fast täglich um den Hof herum. Zum Führerschien gab es dann einen Fiat Bravo.

Wie jeder große Rennfahrer begann Mike Rockenfeller im Kartsport. 1995 fuhr der kleine Rocky die ersten Rennen; der große Erfolg stellte sich erst zwei Jahre später mit dem Gewinn des DMV-Junior Cups ein. Der Gesamtsieg des Jörg van Ommen Kart Cups folgte 2000. Die folgende Saison (2001) bestritt Mike in der Nachwuchsserie Formel König. Daran schlossen sich drei Jahre im Porsche Carrera Cup an, wo der damals 18-jährige als UPS Porsche-Junior im Carrera Cup zusammen mit Marc Lieb starten durfte. Lieb wurde 2002 Carrera Cup-Meister und Rocky Zehnter. Den nationalen Carrera Cup holte sich der stets lächelnde Rennfahrer im Jahr 2004 und siegte in dieser Saison auch beim überaus wichtigen Porsche Supercup-Lauf in Monaco. Ganz nebenbei wurde noch die Lehre zum Kfz-Mechaniker mit Bravour erledigt.

Der Traum von Le Mans

Als Zuschauer war Mike Rockenfeller auf Anraten der Verantwortlichen von Porsche 2003 beim größten Langstreckenrennen der Welt, den legendären 24 Stunden von Le Mans dabei. Die Faszination, in Le Mans zu starten, war für den Neuwieder unglaublich, als er im folgenden Jahr zusammen mit Marc Lieb einen 911 GT3 RSR des BAMI-Teams steuerte, wo er und Marc Lieb leider früh die Segel streichen mussten. 2005, jetzt mit dem Status eines Porsche-Werksfahrers, startete Mike bei der American Le Mans Serie in den USA. Leider machten die damals aufgezogenen Yokohama-Pneus das Siegen recht schwer. Siege in der GT2-Kategorie landete der smarte Rennfahrer in Le Mans und bei den 24 Stunden von Spa/Belgien. In seinem letzten Porsche-Jahr 2006, ebenfalls als Werkspilot, bestritt Rocky an der Seite von Patrick Long die amerikanische Grand Am-Serie mit einem Daytona-Prototypen sowie die ALMS mit einem GT2-Porsche, jeweils im Team Alex Job Racing. Die Ausbeute: 5. Platz in der Grand Am und Rang 8 in der American Le Mans-Serie.

Von Porsche zu Audi

Auf heimischem Boden holte sich Mike zusammen mit Timo Bernhard, Lucas Luhr und Marcel Tiemann den Gesamtsieg für Manthey-Racing. Eine Offerte von Audi, die DTM und in Le Mans einen LMP1-Sportwagen zu fahren, lag bereits für diese Saison vor. Porsches damaliger Sportchef Hartmut Kristen lehnte seinen vorzeitigen Weggang ab und pochte auf die Einhaltung des Vertrags.
Mit Audi wurde 2007 ein neues Kapitel in Rockys Karriere aufgeschlagen. Dennoch fragte sich Mike, ob der Wechsel für ihn das „Non plus ultra“ war, als er im Frühjahr am Fitnesstraining der Audi-Piloten in Oftererschwang im Allgäu mitmachte. Beim Relaxen am Pool wurde er so manches Mal gefragt, warum er den Schwaben ade gesagt hat. Dort wäre er ein etablierter Fahrer gewesen; bei den Ingolstädtern fing er bei null an und musste für die kommenden drei Jahre mit einem DTM-Jahreswagen vorlieb nehmen. In Oschersleben stellte Rocky in der ersten DTM-Saison, dank seines fahrerischen Talents, den Audi A4 DTM des Rosberg Teams in die erste Startreihe und wurde nach einem heftigen Schlagabtausch mit Mika Häkkinen noch Dritter.

Nie mehr in alten Gurken

Mit den etwas vernachlässigten Gebrauchtwagen waren keine großen Erfolge einzufahren. In diesem Jahr fuhr Rockenfeller auch das 24 Stunden-Rennen in Le Mans mit dem LMP1 Sportwagen, dem Audi R10 TDI. Doch bereits im Anfangsstadium drehte sich Rocky auf nasser Piste, konnte den Boliden nicht mehr stabilisieren und schlug sehr heftig rückwärts in die Leitplanken ein. Da dachte der Jungspund im LMP1 schon ans Au² ören. Aber er sollte von Audi die sprichwörtliche zweite Chance bekommen, als er für den kurz vorher verunglückten Emanuele Pirro in Laguna Seca (USA) den Partner von Marco Werner im R10 TDI ersetzen sollte. Die beiden Deutschen wurden Dritte und Rocky bekam das Angebot, 2008 die DTM, Le Mans und einige Rennen zur Le Mans Serie LMS zu bestreiten, die er siegreich beendete. In Le Mans sprang der 4. und in der DTM leider nur der 11. Rang raus. 2010 gewann er zusammen mit Timo Bernhard und Romain Dumas auch in Le Mans.Mike RockenfellerIn der DTM musste Mike nicht mehr auf die alten Gurken zurückgreifen und wurde 2013 mit dem RS5 bei zwei gewonnen Rennen sogar DTM Champion. Ein Jahr später ehrte der ADAC Rocky als Motorsportler des Jahres.

Mike Rockenfeller, ein Ausnahmetalent des Automobilrennsports, ging seinen Weg und wird ihn weiterhin gehen. Auf der Schweizer Seite des Bodensees tankt er im kleinen Örtchen Landschlacht Kraft bei seiner bislang noch kleinen Familie – mit Gattin Susanne und dem kleinen Sohn Phil.

Artikel von www.top-magazin.de/bodensee