Menschen

Michael Mronz

Holt der Sport - und Eventmanager Olympia zu uns?


 

Top Magazin Aachen traf im Februar einen zuversichtlichen und entspannten Michael Mronz und befragte den Sport- und Wirtschaftsmanager zu seinem ambitionierten Großprojekt, Olympia nach Nordrhein-Westfalen zu holen. Die Initiative Rhein Ruhr City 2032 hat der Sportbegeisterte mit seinem Beraterteam ins Leben gerufen und schon Erfolge erzielt. Der Gedanke, die Olympischen und Paralympischen Spiele ins Land zu holen, stößt in Politik und Wirtschaft auf offene Ohren. Neben wenigen Skeptikern sind 14 Oberbürgermeister und der NRW-Ministerpräsident von seiner Idee überzeugt. Mronz, der vielen noch als Ehemann von Guido Westerwelle bekannt ist, steht hinter seinem klaren Konzept und brennt für den Olympischen Geist. Der Manager stellte sich offen allen Fragen – auch Privateren.

 

Media Night 2018

 

Top: Welchen Bezug haben Sie zur Euregio und zu Aachen?

Michael Mronz: Zuerst einmal einen familiären: Meine Schwester und meine Nichte haben beide Architektur studiert an der sehr fachkundigen RWTH Aachen. Zum anderen dadurch, dass ich seit 1991 das ATP-Tennisturnier (Association Tennis Professionals) zusammen mit Tilo Busch organisiert habe, den Küppers Kölsch Cup bzw. die Lambertz Open by Stawag. Und durch meine Geschäftsführertätigkeit bei der ART habe ich eine Vielzahl von Kontakten und Freunden in der Stadt.

Top: Wie kamen Sie genau auf die Idee, Olympische Spiele – und dann ausgerechnet in diesem Teil der Republik veranstalten zu wollen?

Michael Mronz: Grundlage ist die Agenda 2020 des IOCs. Sie gibt als eine der Voraussetzungen für Olympische Spiele vor, dass es ausreichend große Sportstätten 50km oder 60 Minuten Fahrzeit entfernt vom Olympischen Dorf geben soll. Und tatsächlich gibt es nur hier im Rhein-Ruhr-Gebiet deutschland- und sogar europaweit eine solche Kompaktheit an bereits bestehenden Sportstätten, die dies erfüllen.
Da das IOC künftig deutlich mehr auf das Thema Nachhaltigkeit setzt, passt das ideal zusammen. 90 Prozent der Spielstätten sind an Rhein-Ruhr bereits heute vorhanden. Hier gibt es für die ganze Vielfalt an olympischen und paralympischen Disziplinen die nötige Sportstätteninfrastruktur. Bei all den Disziplinen, die jeweils vor mehr als 40 oder 50000 Zuschauern präsentiert werden, fällt das auch international ins Gewicht. Wenn man dafür kaum Neues bauen muss, zeigt das die Kraft, die in dieser Region und dem Konzept liegt.

Top: Gibt es noch andere Bewerber in Deutschland für das monumentale Event?

Michael Mronz: Aus deutscher Sicht stand seinerzeit für 2024 zur Debatte, ob Hamburg oder Berlin ins Rennen gehen soll. Daher hat der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) auch für 2032 mit diesen beiden Städten gesprochen. Der DOSB, der die Bewerbungs- und Anmeldeverfahren beim IOC einreicht, hat zuletzt entschieden, dass sie das Rhein-Ruhr Konzept begrüßen. International gibt es spannende andere Bewerber. Brisbane ist im Gespräch – auch mit einem Regionenkonzept für Queensland. Aber auch über Jakarta, Indonesien wird gesprochen sowie Nord- und Südkorea.
Top: Sie legten 2018 der Landespolitik ihr Konzept vor. Sie vertraten damit ihre Vision eines „überregionalen, gemeinschaftlichen und nachhaltigen Konzeptes für Olympische und Paralympische Spiele in der Metropolregion Rhein-Ruhr“, um Sie zu zitieren. Wie genau könnte so ein nachhaltiger Nutzen für die Region aussehen?

Michael Mronz: Man muss an die Stärke und das „Wir“ der Region denken, die an Rhein und Ruhr 10 Millionen Menschen und über 500 000 Studierende beheimatet. 500 000 Studierende sind – am Beispiel des Silicon Valley veranschaulicht – 500 000 Geschäftsideen. Das ist ein wirtschaftliches Potential, das man nutzen muss. Auch die 20 DAX- und M-DAX- Unternehmen hier stehen für eine enorme Wirtschaftskraft.

Durch Olympische und Paraylmpische Spiele mit dem Zieldatum 2032 kann die Infrastruktur verbessert werden, die für Unternehmen und Arbeitnehmer notwendig sind. Derzeit können einzelne Kommunen nur für ihre Kommune denken. In vielen Bereichen wird noch nicht als Region gedacht. Aber gerade bei den aktuellen und uns alle betreffenden Themen der vernetzten Mobilität und Digitalisierung ist es nötig, über Stadtgrenzen hinaus zu denken. Die Olympischen und Paralympischen Spiele können da als ein Umbrella funktionieren, unter dem regionale Konzepte ermöglicht werden. Gerade auch in einer Region wie Rhein Ruhr, die einem Strukturwandel in Bezug auf Arbeitsplätze unterworfen ist, muss es Ziel sein, an zukunftsfähige Arbeitsplätze zu denken. Infrastruktur zu verbessern, die Unternehmen unterstützt, hilft auch Arbeitnehmern und schafft Arbeitsplätze.

Top: Armin Laschet nahm zu Ihrem Konzept bereits Stellung und erkennt die von Ihnen eben beschriebene Chance, die Attraktivität und Aktivität in zukunftsträchtigen Wirtschaftsfeldern zu steigern. Welche lokalen und regionalen Unternehmen haben Sie dabei im Auge und wie würden diese Firmen das Ideal der Nachhaltigkeit mittragen?

 

CHIO Aachen Medianight

 

Michael Mronz: Da gibt es eine Vielzahl von Unternehmen, die profitieren würden. Zunächst geht es darum, Ideen zu entwickeln. Und das geschieht bereits. Jedes Jahr veranstalten wir einen großen Kongress in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen und Professor Schuh. Es geht dabei darum, Antworten auf die Frage zu finden, wie neue Mobilitäts- und Digitalisierungslösungen in Rhein-Ruhr aussehen könnten. Dafür ist entsprechende Infrastruktur nötig, denn Digitalisierung heißt ja 5G, heißt Glasfaser. Das wiederum würde einen viel besseren Workflow ermöglichen. Arbeiten von zuhause aus wäre denkbar und damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Bei der Entwicklung solcher Lösungen spielen natürlich auch Unternehmen wie Telekom, Evonik, Vodafone eine Rolle, die ihren Teil bereits beitragen. Das gilt für viele Branchen. Auch Wohnungsanbieter wie Vonovia oder Vivawest können mit ins Boot geholt werden, um neue Konzepte eines künftigen Zusammenlebens zu entwickeln – mit mehr CO2-Neutralität und neuen Formen des Wohnens.

Top: Damit bewegen Sie sich ja auch innerhalb politischer Einflussbereiche. Sie haben von Anfang an die Politik in Ihre Gespräche eingebunden.

Michael Mronz: Richtig. Natürlich ist es am Ende des Tages unsere Aufgabe, ein Konzept für Olympische und Paralympische Spiele zu entwickeln. Aber wir sind keine Strukturentwickler. Das muss dann zwischen der Politik und den beteiligten Unternehmen geschehen. Der Vorteil bei den Gesprächen mit der Politik ist sicher, dass es mit 2032 ein Zieldatum gibt. Der entscheidende Punkt ist, dass es nicht darum geht, für Olympia Strukturen zu entwickeln, sondern durch Olympia Strukturen für die Region zu entwickeln und zu verwirklichen. Dadurch gibt es einen nachhaltigen Nutzen für die Menschen vor Ort. Ein Beispiel dafür ist Olympia 1972 in München, das der Stadt das U- und S-Bahn-System gebracht hat, wovon die Menschen heute noch einen Nutzen haben.

Top: Das Chemieunternehmen Evonik Resource Efficiency und viele andere Unternehmen unterstützen Sie. Wie sieht diese Unterstützung genau aus?

Michael Mronz: Evonik ist als Spezialchemieunternehmen in vielen Bereichen als Zulieferer tätig und ist von Anfang an bei der Unterstützung des Projektes dabei. Das Unternehmen zeichnet sich durch ein hohes Maß an Verantwortungsempfinden für das Rhein Ruhr Gebiet aus. Man will die Region wettbewerbsfähig halten für die Zukunft und hat bereits viele Standortinvestitionen zum Beispiel im Ruhrgebiet getätigt. Wir agieren als privatwirtschaftliche Initiative und finanzieren uns dank der beteiligten Unternehmen aus der Mitte der Gesellschaft heraus und nicht von Steuergeldern. Bis zum Zeitpunkt zu einer möglichen Bewerbung funktioniert das so. Ob der DOSB danach mit uns und den beteiligten Unternehmen weiter zusammenarbeiten will, bleibt abzuwarten.

 

CHIO Aachen // ALRV Beiratsabend

 

Top: Wie wichtig ist Ihnen die Abstimmung mit den Bürgern?

Michael Mronz: Der Dialog mit den Menschen an Rhein und Ruhr ist uns von Anfang an wichtig. Wir haben letztes Jahr 80 Dialogveranstaltungen durchgeführt, dieses Jahr werden es 120 sein. Uns geht es dabei darum, aus jeder Veranstaltung konstruktive Kritik und neue Ideen mitzunehmen, damit wir in unserer Konzeption immer besser werden. Das Feedback der Dialogveranstaltung zeigt, dass die Menschen unser Konzept, welches auf ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit setzt, begrüßen. Ich bin durchaus dafür, dass es zum passenden Zeitpunkt eine Bürgerbefragung gibt. Die Befragung würde sich allerdings um die Frage drehen, ob aus Sicht der Bürger eine Prüfung von Rhein Ruhr City 2032 zum Bewerbungsverfahren Sinn macht. Es würde nicht darum gehen, die Option abzufragen, ob wir uns überhaupt bewerben. So ist die Bürgerbefragung eher als eine Maßnahme zu verstehen, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.

Top: Welchen Sport treiben Sie privat?

Michael Mronz: Ich laufe. Eher kleinere Strecken mit etwa sieben Kilometern, manchmal etwas mehr. Im Urlaub spiele ich auch gern Golf.

Top: Welcher Gedanke gefällt Ihnen im Zusammenhang mit den Spielen bei uns am besten? Wieviel hat die Umsetzung des Projekts für Sie persönlich mit Sport zu tun?

Michael Mronz: Es ist tatsächlich die Zusammenarbeit mit so vielen verschiedenen Menschen, auch den Bürgerinnen und Bürgern, die mich motiviert. Viele Sportarten funktionieren nur gemeinsam, und ich bin immer schon ein Teamplayer gewesen. Erfolg entsteht für mich immer aus dem Team heraus. Man profitiert gegenseitig von Anregungen und Gedanken der anderen und entwickelt so im Dialog immer neue Ideen, Techniken oder Strategien, die in neue Konzepte münden. Wie in der direkten Teamarbeit für Olympia 2032 bisher verhält sich das mit den Dialogveranstaltungen rund um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2032. Wir nehmen immer etwas mit aus den Gesprächen mit interessierten Bürgern.

Artikel von www.top-magazin.de/aachen